Echtes Biohacking

Biogefährdungs-Zeichen

Steven Novella hat einen interessanten Blog-Artikel ūber Biohacking geschrieben. Ich schliesse mich seiner Meinung grösstenteils an, dass die meisten diesen Begriff zu Unrecht fūr sich in Anspruch nehmen, weil sie eben nichts konzeptionell Neues machen, was diesen neuen Begriff rechtfertigte. Allerdings haben sich für die Anwendung dieses Begriffes und seine Abgrenzung zur DIY-Biologie und diversen Körper-Modifikationsbewegungen noch keine einheitlichen Maßstäbe etabliert.
Die Definition von Biohacking als die "Freiheit, seine Biologie tiefgrūndig zu erforschen" ist weitgehend nichtssagend.
Das Wort Hacking hat im allgemeinen Sprachgebrauch meist den Beigeschmack des Illegalen oder zumindest des Halblegalen. Diesem Sprachgebrauch folgend könnte man Doping im Sport als Biohacking bezeichnen, Kaffeetrinken aber eher nicht (einmal davon abgesehen, dass Kaffeetrinken zumindest für einige Leute den Tatbestand des Doping erfüllt). Ein anderes Beispiel, das ich als "echtes" Biohacking bezeichnen würde wäre der Gebrauch von Crispr/Cas um seine eigene DNS zu editieren. Oder die Herstellung von Medikamenten in der eigenen Garage.

Die Frage ist: Macht irgendeiner sowas? Gentechnologische Verfahren und die Herstellung von Pharmazeutika sind im universitären und kommerziellen Bereich streng reglementiert, weil solche Verfahren einige Risiken mit sich bringen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die regulierenden Behörden sich nicht darüber freuen, noch eine weitere Szene auf Anzeichen von Bioterrorismus überwachen zu müssen.
Tatsächlich wird es immer leichter, die diesbezüglich notwendigen Werkzeuge herzustellen und zu benutzen. Biotechnologie in der Garage ist Wirklichkeit, zumindest hat die Zeitschrift Nature diesem Thema ein News Feature gewidmet.
Schon vor geraumer Zeit habe ich einen Vortrag gehört von Thomas Landrain, einem der Köpfe hinter dem La Paillasse-Labor (Thomas: du hattest versprochen, die Internet-Seiten von La Paillasse ins Englische zu übersetzen!), einem Biotechnologie-Laboratorium, dass ohne Startkapital in einer Pariser Vorstadt-Garage gegründet wurde und dass wirklich interessante Projekte durchführt (hier ein Artikel von Thomas Landrain über DIY-Biologie). Und auch Konferenzen wurden schon zum Thema DIY-Biologie veranstaltet: https://www.synenergene.eu/news-item/paris-conference-what-can-do-it-yourself-biology-do. Aber wo ist die Grenze zwischen DIY-Biologie und Biohacking? E. coli-Bakterien zu modifizieren, damit sie Erythropoietin herstellen, dann das Protein aufreinigen und in sich selbst injizieren, um seine sportliche Leistung zu verbessern würde wahrscheinlich jeder als Biohacking durchgehen lassen. Meiner Meinung nach ist dieses Beispiel gar nicht so abwegig, sondern wäre durchaus mit den Mitteln der heutigen DIY-Biologie realisierbar.